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Die Reparatur der Hella–Zündschlösser

Viele Fahrer von Oldtimer–Motorrädern mit Hella–Zündschlössern kennen die Probleme: Der Zünddrücker hält nicht richtig und muss daher bei der Fahrt mit dem berühmten roten Einweckgummi gehalten werden. Die Lichtkontakte im Inneren vergammeln oder korrodieren gerne, und allmählich lässt die Lichtleistung nach. Schlimmer noch wird's, wenn erst die eine und kurz darauf die zweite Nase für die Feder des Schlüssels am Zylinder abbrechen - denn dann kann das Licht nicht mehr geschaltet werden.

Passabel erhaltene Kombischlösser erzielen oft hohe Preise bis hin zu 60,- €. Die sind dann auch nicht besser als neu. Zum Glück ist die Reparatur auch schwieriger Fälle teils einfach, teils machbar. Wir erklären sie hier Schritt für Schritt am Beispiel von Schlössern des Typs 25903.

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Typische Schäden - die Bestandsaufnahme

Edgar Köhnke überließ uns zwei Zündschlösser zur Reparatur (danke!). Eines davon war ein echter „Glücksfall”. Da war nämlich (fast) alles überaltert, defekt oder kaputt, was kaputt gehen kann.

Schon äußerlich waren einige Schäden sichtbar. Eine der Nasen des Zylinders war abgebrochen, alle Schraubkontakte korrodiert, und das Blechgehäuse saß auch nicht mehr fest. Richtig spannend wurde es jedoch erst innen.

Nur einer der typischen Schäden war nicht vertreten: Keine der vier Klemmlaschen für die Befestigung des Deckels war abgebrochen.

Das zweite Bild des Abschnitts zeigt vier Probleme - das fünfte lässt sich nicht fotografieren.

  • Die Kontaktringe für die Beleuchtung (an der Grundplatte rechts) sind korrodiert.
  • Der Schleifer für den Lichtschalter ist verschmutzt und korrodiert, sonst aber noch gut.
  • Die Isolierscheibe zwischen Zylinder und Schleifer ist gebrochen.
  • Der Zylinder (Zinkdruckguss?) ist mürbe wie Blätterteig - da ließen sich sogar mit einem Fingernagel Stücke abbrechen. Die eine Nase oben ist abgebrochen.
  • Nicht sichtbar: Der Zylinder ist im Durchmesser um 0,8 mm „gewachsen”. In Folge war die Druckfeder für den Lichtschleifer knüppelfest darauf aufgeschrumpft, der Ring, der die Kugeln und Federn für die Nuten am Zünddrücker sichert, ließ sich nicht mehr abziehen. Die Kugeln waren festgefressen.
  • Ebenfalls hier nicht sichtbar: Die Fahne für den Gegenkontakt der Zündung ist extrem verbogen.
 

Zerlegung und Korrosion

Die Zerlegung ist einfach. Dazu müssen nur die vier Haltenasen des Deckels aufgebogen werden. Zwei davon liegen außen und zwei führen durch die Grundplatte. Diese müssen vor dem Zusammenbau schön gerade gerichtet werden. Das Material ist weich und überlebt das auch mehrfach. Die Nasen sind auf dem Bild des nächsten Abschnitts zu sehen.

Abgesehen von normaler Korrosion kann es noch einen üblen Fall geben. Als wir unser Schloss überholt haben, hatte ich ein ungeeignetes Fett für die Schmierung benutzt. Das Zeug erwies sich leider als ätzend (eventuell auch gefördert durch die hohen, fließenden Ströme). Kurzum, im Sommer 2015 ließ sich das Licht nicht mehr einschalten.

Ich liebäugelte kurz mit einem besseren Schaltern mit genug Ampère Schaltleistung, die Tochter winkte jedoch ab - nicht charmant genug.

Also wurden die Kontakte und der Rest gereinigt und blank gemacht. Diesmal haben wir es mit Polfett versucht. Wenn's auch das nichts bringt, helfen wohl nur noch Waffenöl (Ballistol), gar keine Schmierung oder eben doch moderne Schalter.

Bei so einer Gelegenheit kann auch gleich geprüft werden, ob der Schieber wirklich seine Endlagen erreicht. Wenn nicht, müssen die Nasen an der auf den Bildern oben und später hinten liegenden Kontaktplatte nachgefeilt werden.

 

Reparatur und Verbesserung

Der hohe Federdruck bei gerade stehender Nase vom Pluspol am Zündkontakt ist die Hauptursache für bei höheren Drehzahlen hinaus vibrierte Zünddrücker. Eine gängige Abhilfe besteht im unbeliebten Einmach–Dichtgummi, der den Drücker im Schloss halten soll.

Wenn der Schlüssel nicht ausgenudelt ist und die Kugeln noch gut federn, muss eben der Federdruck verringert werden. Das geschieht, indem die Messingnase mehr nach oben gebogen und das Ende des Drückers entsprechend verkürzt wird. Seit dem Treffen in Miehlen 2015 fahren wir auch mit dieser Lösung, und bisher hat es zwei verschiedene Zündnägel noch nicht „rausgehauen”. Die betreffende Nase ist auf dem Foto des Abschnitts rechts zu erkennen (Anschluss 30/51).

Bei der Biegearbeit ist darauf zu achten, dass die eigentlichen Kontakt­flächen sich noch gerade genug berühren. Es schadet auch nicht, beide bei eingedrücktem Stift mit sehr feinem Schleifpapier blank zu ziehen. Das gilt auch für die 4 mm starken Bohrungen der Anschlussbuchsen: Sie sollten schön blank sein.

Wenn die Kunststoffscheibe wie auf dem Bild oben gebrochen ist - kein Problem! Sie hält unter Druck formschlüssig. Aber die Montage wird erschwert. Die Einzelteile sollten daher mit Klebstoff am Lichtschieber befestigt werden.

Den letzten Schritt haben wir noch vor uns: Die Anfertigung neuer Schließzylinder aus Messing. Die Anleitung dafür samt Maßen gibt es jedoch schon im folgenden Abschnitt.

 

Der neue Schließzylinder

Spätestens beim Vergleich mit dem Großbild eines defekten Zylinders dürfte die technische Zeichnung des Abschnitts klar sein. Mit 20 mm starkem Rundmaterial aus Messing und einer Drehbank (bevorzugt mit Oberfräse, zur Not geht dieser Teil auch von Hand mit der Säge und Feile) lässt sich so ein Zylinder mit vertretbarem Aufwand nachfertigen.

Der einzig knifflige Teil ist die Anbringung der Bohrungen für die Kugeln und Federn. Da ist gegen Ende Handarbeit angesagt mit einem Stiftenklöbchen, sonst ist das Sackloch schnell durchgebohrt (Symbol: zwinkern).

Benötigt werden außerdem Bohrer mit 2, 4,5 und 6 mm Durchmesser.

Zuerst muss am Rohling der untere Teil überdreht und gebohrt werden. Es schadet nicht, da schon zu testen, ob sich der Kunststoffstift leicht­gängig in der 6 mm–Bohrung bewegen lässt.

Anschließend werden entweder die Abflachungen für den Lichtschieber gefräst oder gesägt und befeilt. Das Werkstück kann nun andersherum in das Drehfutter eingespannt werden, um den oberen Teil vorzubereiten. Der Stahlring (Halt für die Kugeln und Federn) sitzt im Original beweglich auf dem Absatz mit etwa 16 mm Durchmesser.

Wie genau der Absatz oben verrundet wird, ist egal. Nach der Anfertigung der Sacklöcher für Kugeln und Federn (um 90° gegenüber dem Schlitz und den Abflachungen verdreht, also rechts und links) wird eben dieser Schlitz ausgefräst oder –gesägt und gefeilt.

Wer den neuen Zylinder vernickelt, sollte ihn anschließend gut waschen.

 
 
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