Technisch sind die Victoria KR25 HM und KR26 im Bereich Motor, Vergaser und Auspuffanlage
fast identisch. Der augenfälligste Unterschied ist die deutlich stärkere Verrippung von Zylinder und Kopf beim jüngeren Modell.
Die Hinweise dieser Seite gelten daher für beide Typen.
Hier folgen Tipps und Hinweise zum Auslasstrakt, den Krümmern und den Auspufftöpfen, die bei Zweitaktmotoren
nicht nur Schalldämpfer sind. Die Einzylinder–Zweitakter haben zur Erhöhung des Drehmoments eine Doppelport–Auspuffanlage -
vielleicht auch nur aus optischen Gründen.
Die im Bild gezeigten Krümmer wurden entrostet und hitzefest klarlackiert. Das hält ganz gut und sieht nicht so „geleckt” aus.
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Geld spielt keine Rolle? Hauptsache glänzend? Kein Thema - es gibt Nachfertigungen von Krümmern und Auspufftöpfen zu kaufen. Mit knapp
600 Steinen ist der Restaurator dabei und schaut am Ende eventuell doch nur in die Röhre.
Abgesehen davon, dass einige der nachgefertigten Krümmer nichts von „victorianischer Eleganz” erkennen lassen, weil sie ulkig geknickt statt
manierlich geschwungen sind - die nachgefertigten Auspufftöpfe sehen äußerlich perfekt aus, verraten sich jedoch schnell durch ihren
ungebührlich hohen und blechernen und dünnen Klang. Pfui!
Der einfache Grund: Das „Innenleben” stimmt nicht. Ein Topf wie der im Bild gezeigte hat einen tiefen und sonoren Klang und sorgt dank
guter Abstimmung für ein nahezu perfektes Resonanzverhalten.
Dass besonders die Auspufftöpfe links meist deutlich Spuren unliebsamer Bekanntschaften mit dem Kickstarter zeigen (verbeulter Konus),
tut der Funktion und Liebe keinen Abbruch.
Als mir Volker unsere Exemplare vorbeibrachte, stand ich zunächst auf dem Schlauch, statt mein Glück zu fassen. Irgendwie klingelte
da bei mir nur KR25, nicht jedoch HM („Hochleistungs–Motor” (Symbol: zwinkern) ).
Dabei sind die HM– und 26–Anlagen leicht an den kürzeren Krümmern und dem langen Konus am Topf zu erkennen.
Klartext: An der äußeren Hülle darf gerne gedengelt oder ausgetauscht werden, ein originales Innenleben sollte es jedoch immer sein.
Lust auf den „Sound”? Kein Problem, den gibt es bei
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Bei Anbringung und Betrieb der Auspuffanlage drohen einige „Gefahren”. Damit ist nicht vorrangig die übliche Verkokung (abgesetzte
Ölkohle) gemeint. Fangen wir vorne an: am Zylinderauslass.
Ein typisches Problem ist die mangelhafte Abdichtung durch die Klemmringe mit dem Kühlstern. Zum Glück lässt sich abblasende Luft
meist ganz gut entweder direkt fühlen oder spätestens mit angefeuchteten Fingern. Auch ein dünner Streifen Papier kann dabei helfen,
Lecks zu entdecken. Wie auch immer, die unerwünschten Lücken müssen geschlossen werden, sei es durch verdrehen des Sterns, sei
es durch andere Maßnahmen.
Die zweite kritische Stelle ist die Klemme zwischen Krümmer und Auspufftopf. Wir haben keine originalen Schellen benutzt, sondern
lieber gleich VA–Schellen für eine Moto Guzzi V7 oder 850T mit 40mm
besorgt. Diese sind wesentlich dünner, aber deutlich ausgereifter als die Victoria–Originale, und halten weit besser.
Punkt Nummer 3 ist die Teilung am Auspuff zwischen Konus und Endstück. Treten hier mit der Zeit Spuren unverbrannten Öls aus,
ist der Übergang nicht dicht, und das ist besonders im Hinblick auf den Rückschlag der Resonanz nicht so toll. Hier sollten
Innen– und Außenring auf einen strammen Sitz geprüft werden.
Eigentlich zeigen wir das Foto nur als Beispiel für die „geknickten”, nachgefertigten Krümmer, die es in längerer Ausführung auch
für die „alte” Victoria KR25 mit satten 8,5 PS gibt. Dieser Motor ist gut
am angeschraubten Ansaugstutzen für den Vergaser und den kurzen Auspufftöpfen zu erkennen. Auch hat der Deckel für Kupplung und
Primärtrieb noch nicht das Flügelsymbol, sondern nur eine waagerechte Linie.
Aus den mit den Halbnabenbremsen 1988 gemachten Erfahrungen würde ich allerdings sagen, dass so ein Gespann nur mit äußerster
Vorsicht (wenn überhaupt) im öffentlichen Straßenverkehr bewegt werden sollte. Immerhin will ein zulässiges Gesamtgewicht von
365 kg sicher bewegt werden. Das ist inzwischen selbst mit drei Vollnabenbremsen nicht mehr ganz einfach.
Das „Moped” ist allerdings eine Augenweide und super restauriert - da gibt's nichts! Es ist nicht weiter schwer, sich vorzustellen,
dass diese Entwicklung der frühen 1930er Jahre (erst mit Trapez–, dann ab 1951 mit Teleskopgabel) am Ende zu einer bis auf das Fahrwerk
recht ausgereiften Konstruktion wie der letzten KR26N geführt hat.
Die Auspufftöpfe und Krümmer sollten regelmäßig von Ölkohle–Rückständen befreit werden. Dank heute viel besserer
Zweitaktöle und weniger fettem Gemisch ist das nicht so oft nötig wie früher,
aber ab und an eben doch. Alle Methoden sind wenig umweltfreundlich und erfordern mit einer Ausnahme eine umweltverträgliche
Entsorgung der Rückstände.
Das klassische Verfahren ist, die Ölkohle mit der Flamme zu entzünden und danach Luft mit dem Kompressor nachzublasen, bis höchstens
noch weißer Rauch aufsteigt. Wohl dem, dessen Nachbarn bis dahin noch nicht Feuerwehr und Polizei angerufen haben. Wenn es das tut und geht,
ist die mechanische Entfernung der Rückstände bei zerlegbaren Auspufftöpfen besser. Und bei der Flamme gibt es das Risiko zu großer Hitze -
die Töpfe können ausglühen, im schlimmsten Fall wird die Chrombeschichtung nicht nur blau, sondern löst sich.
Für unsere Krümmer gibt es von Wolfcraft eine rotierende Stahlbürste mit flexiblem Schaft,
38 mm Durchmesser und 200 mm Länge.
Im „Web” gibt es reichlich Tipps zu Rohrreinigern und Backofenreinigern. Ersteres scheint weniger
zielführend zu sein, letzteres klingt vernünftig, denn die Ablagerungen auf dem Gartengrill oder im Ofen sind denen in unseren
Auspufftöpfen recht ähnlich. Backofenreiniger gibt es auch als flüssiges Konzentrat. Auch das ist jedoch nicht unproblematisch. Die
Mittel müssen nach erfolgter Anwendung (bei abgedichteten Krümmern und Töpfen) großzügig mit Wasser ausgespült werden, und das ist
auch nicht unbedingt umweltfreundlich - es ist besser, die Reste bei einer Schadstoff–Sammelstelle zu entsorgen.
Im Juni 2016 mussten wir wegen undichter Wellendichtringe („Simmeringe”) an der Kurbelwelle noch einmal die Auspuffanlage demontieren.
Zu meiner Überraschung fiel mir dabei aus dem linken Auspuff noch eine handvoll dicker Ölkohle–Brocken in die Hand.
Der Backofenreiniger muss also noch mehr unterwandert haben als zunächst gedacht, denn auch beim besten Willen konnte
ich im linken Krümmer keine Ölkohle–Rückstände mehr erkennen. Dem war aber nicht so: Ein Jahr später fanden sich schon wieder
fette Brocken im linken Auspufftopf, die eindeutig aus dem Krümmer stammten.
Im Juni 2017 stand dann auch eine Reinigung der Töpfe an. Die Zerlegung war eher problematisch, die Teile saßen ganz schön fest.
Viel Stadtverkehr (Kurzstrecke) hatte für reichlich Kohleablagerungen und Ölschmodder gesorgt, und das machte sich durch
„viertakten” und fehlende Drehfreude bemerkbar. Nach einer mechanischen Reinigung folgte ein Bad im Backofenreiniger
(Konzentrat) in Müllsäcken. Das war jedoch nur beim linken Topf (im Bild) nötig.
Auf dem Foto ist das Innenleben eines originalen Auspuffs von Victoria (KR25 HM) zu sehen. Die Ausführung
in Zigarrenform (KR26) sieht innen genauso aus. Ganz klar: Die Töpfe werden nicht heiß genug. Zum Glück ist da ein
Kraut gegen gewachsen (Hitzeschutzband für die Krümmer).