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Die Sanierung des Victoria–Tanks

Sei es die minimale Ethanol–Beimengung in heutigen Kraftstoffen (auch normalem Super), seien es Vibrationen - irgendwann suppte unser Tank hinten und vorne. Das ist weder schön noch billig und außerdem nicht so umweltfreundlich. Diese Schweinerei musste daher eine andere werden (Symbol: zwinkern).

Also haben wir uns zunächst in Foren schlau gemacht und dann - kurz vor unserer Reise nach Elba 2016 - das zeitintensive Projekt in Angriff genommen. Zeitintensiv, weil der Prozess langwierig ist und am Ende eine lange Trocknungszeit benötigt: Reinigung, Entrostung, Beschichtung.

Abschnitte dieser Seite:

  Hauptseite: Der Tank der Victoria KR26.
  Zusatzseite: Schmodder, Schmutz und Benzinhahn.

 

Das Verfahren

Wir haben uns beim (Link: fremde Seite)Tankdoc” ein Sanierungs–Set beschafft.

Es besteht aus vier Teilen: Reiniger, Entroster, einer Versiegelung mit einem dauerelastischen Zweikomponenten–Lack (Harz) und Verdünner.

Reiniger und Entroster werden mit heißem Wasser angerührt und müssen bei rund 65° C mindestens eine Stunde einwirken, bei Zweitakter–Tanks eher vier Stunden. Das macht schon klar, dass es mit dem Set nicht getan ist. Es braucht noch ein Thermometer, einen Tauchsieder, Eimer für die Wiederverwertung und Lagerung, gutes Klebeband sowie Rührstäbe. Wie meist ist es bei der Anwendung solcher Mittel mit „so etwa” nicht getan - es empfiehlt sich, den Anleitungen genau zu folgen. Der Prozess muss ständig überwacht werden.

Kritischer wird es bei der Beschichtung. Da muss der abgedichtete Tank nämlich sehr lange geschwenkt werden, und das gleich zwei Mal. Wohl dem, der dafür einen Betonmischer oder einen motorbetriebenen Grillspieß zweckentfremden kann. Wer sowas nicht hat, braucht amtlich Kraft und Geduld.

Der Reiniger entfernt Benzin– und Schmutzrückstände. Der Entroster wandelt den Restrost um und ätzt die Oberfläche dann an, um die Beschichtung besser haften zu lassen. Gummihandschuhe sind bei der Arbeit also Pflicht. Nach der Entrostung muss der Tank sehr sorgfältig gespült werden und völlig austrocknen - ein Fön hilft dabei.

 

Reinigung (Teil 1, Vorbereitung)

In den Anleitungen wird zwar beschrieben und gezeigt, wie der Stutzen für den Benzinhahn abgedichtet wird. Der Fall mit den Ausgleichsröhrchen zwischen den Tankhälften wird jedoch nicht bedacht. Da sollte Kupferlitze mit Isolierung in passendem Durchmesser eingeschoben werden (4 mm²). Die Abdichtung des Benzinhahnstutzens klappte gut mit einer Bundschraube M10 und ein paar Wicklungen Klebeband.

Litze in den Ausgleichsröhrchen des Tanks hält diese frei und dichtet sie ab.
[ ± ]. Abdichten der Röhrchen.

Die Bilder des Abschnitts zeigen die Vorbereitungen am entleerten und erstmal mit heißem Wasser gespülten Tank. Zunächst haben wir passende Stücke Litze in die Ausgleichsröhrchen geschoben und die dann abgeklebt - und noch einmal untereinander verbunden.

Zuletzt wird der Tank oben mit Wellpappe abgedeckt. Tipp: Einfach den Stutzen in die Pappe drücken und dann mit einem Cutter die Öffnungen ausschneiden. Um es kurz zu machen: Das hat nicht so richtig dolle geklappt - einige Reinigerflüssigkeit ist da trotz Trichter druntergekrabbelt und hat den Lack etwas „angefressen”. Das ist in unserem Fall jedoch kein Problem - seidenmatt schwarz ist schnell wieder aufgespritzt.

 

Reinigung (Teil 2, Chemie)

Das Reiniger–Pulver wird zunächst mit zwei bis drei Liter warmem Wasser (etwa 55° C) angerührt und die Lösung dann in den Tank geschüttet. Der wird danach mit gut 65° C heißem Wasser aufgefüllt. Da hatten wir bei 16 Liter Volumen lange zu kochen, genauer: anderthalb Stunden in Häppchen zu etwa anderthalb Liter! Vorteil: Dadurch bleibt die Temperatur in dieser Phase auch ohne Heizung relativ konstant.

Das Hauptproblem danach: Da ein Tauchsieder kein Thermostat hat, muss die Temperatur ständig überwacht und angepasst werden. Der Bastler sollte sich also darauf einstellen, in der Nähe des Tanks zu bleiben, und das länger. Es schadet gar nicht, wenn das Zeug auch länger einwirkt, beispielsweise fünf Stunden. Hauptsache, die Temperatur von etwa 65° C bleibt erhalten. Weniger als 55° C sind nicht mehr gut. Wichtig: Der Tauchsieder darf nicht im Trockenen laufen, und die Temperatur muss unten im Tank gemessen werden, denn da ist die Flüssigkeit weit kühler als oben beim Tauchsieder!

Das ist eine zeitintensive Aufgabe - die Reinigung hat uns gut sechs Stunden gekostet. Dafür war das Ergebnis sehr befriedigend.

Nach beiden Schritten (Reinigen, Entrosten) muss der Tank oft mit viel und heißem / kaltem Wasser sorgfältig gespült werden, um die Mittel zu neutralisieren und den gelösten Schmutz herauszuholen. Wichtig: Beide Lösungen müssen warm ausgegossen werden.

Sowohl Reiniger wie auch Entroster können mehrfach verwendet werden. Dafür sollten sie in verschließbaren Eimern mit 10 Litern gelagert werden. Wir haben uns um kleines Geld zwei bei (Link: fremde Seite) idealclean.de beschafft.

 

Entrostung

Um es vorwegzunehmen: Nach der Entrostung gab es Probleme.

Das Verfahren ist im Prinzip das gleiche wie bei dem Reiniger, nur dass diesmal eine Säure werkelt. Wieder gilt es, diese anzusetzen, einzufüllen, den Tank aufzufüllen und das Ganze bei Temperatur zu halten.

Als solches klappte das gut. Leider gab es genau zum Ende der Einwirkzeit eine blöde Panne: Mir fiel das Thermometer in die Säure (den Tank). Vor lauter Schreck habe ich den Entroster leider in die Wanne gekippt und ordentlich nachgespült, statt ihn im Eimer zu retten.

Dann wurde der Tank wieder ordentlich gewässert. Als beim vierten Durchlauf immer noch leicht rotbraunes Wasser auslief, füllte ich einfach die Wanne mit heißem Wasser auf (der Tank lag ganz unter Wasser).

Nach weiteren Spülungen am nächsten Morgen und der anschließenden Trocknung (mit einem Fön) stellte sich leider heraus, dass weite Teile des Blechs mit einer dünnen Schicht Rostpulver belegt waren. Also nochmal! Leider brachte auch das nicht das gewünschte Ergebnis. Vielleicht lag's an der Hitze des Föns - also nochmal spülen und dann so trocknen lassen. Das half aber auch nichts - die dünne Schicht Rostpulver ließ sich mit Wasser nicht lösen, aber mit den Fingern abwischen, feucht oder trocken.

Daher wurde der verbliebene Reiniger noch einmal erwärmt und der Tank damit behandelt. Das war schon besser, aber am nächsten Tag war wieder eine amtliche Rostschicht auf den Oberflächen. Da half sich nichts, der Tank musste nochmal mit (Link: fremde Seite) Fertan behandelt werden. Das klappte auf Anhieb und brachte das erwartete Ergebnis.

 

Versiegelung

Wichtig: Der Tank muss völlig rostfrei, sauber, trocken und kühl sein, bevor der Beschichtungs–Spaß beginnt. Für den sollte ein Zeitfenster von gut zehn Stunden eingeplant werden.

Der Tank muss erneut abgedichtet werden. Es lohnt sich, dabei neue und saubere Stücke Kupferlitze zu benutzen und auch die Bundschraube neu zu bekleben. Da der Tank diesmal rundum geschwenkt werden muss, braucht es auch noch eine Abdichtung für den Tankstutzen. Ein schneller Test vorab hatte gezeigt, dass zwei Lagen Frischhaltefolie unter dem Deckel es da nicht tun werden - Klebeband ist zielführender. Der Tipp aus dem Anleitungsvideo, den Tank mit Frischhaltefolie einzuwickeln, ist auch nicht ganz so gut. Ein Müllsack und Klebeband tun's besser.

300 Gramm Epoxydharz sollen mit 75 Gramm Härter verrührt werden (Gewichtsanteile 4:1). Das genügt für zwei Beschichtungs–Durchgänge bei einem Tank mit etwa 15 Liter Volumen. In der Harz–Dose ist genug Platz für den Härter. Die Verarbeitungszeit beträgt etwa acht bis zwölf Stunden - das reicht bequem für zwei Runden.

Wichtig: Der Tank muss nicht nur regelmäßig gedreht werden, während die Beschichtung anzieht, sondern auch die nächsten Stunden. Die zweite Versiegelung sollte erst vier Stunden nach der ersten erfolgen.

Fazit: Für diese Arbeit muss ein ganzer Tag teils verfügbar sein. Wohl dem, der auch einen Tag zuhause arbeiten kann - denn der Zeitaufwand ist zwar insgesamt gering, aber die Dauer groß.

 

Trocknung

Wenn die zweite Beschichtung vollständig ausgelaufen ist, sollte der Tank erst mit der Deckelöffnung nach unten zur Trocknung gelegt werden, und später, zumindest einige Zeit, gewendet werden, um zu dicke Schichten zu vermeiden.

Dann heißt es, sich in Geduld zu fassen. Acht Tage Trocknungszeit sind mindestens nötig. In der Zeit sollte der Tank regelmäßig zwangsbelüftet werden. Vorher darf kein Benzin eingefüllt werden.

Ausnahmsweise dürfte hier „mehr mehr sein”, zehn Tage tun also sicher auch nicht weh. Zwar kann die Trockung innerhalb einer Stunde durch Wärme beschleunigt werden - der Hersteller rät jedoch davon ab. Wie gut die Beschichtung ist, ist ohnehin erst nach längerer Zeit zu sagen.

Fazit

Der Reiniger tat genau, was er sollte, und das mit sehr gutem Ergebnis. Tatsächlich wurde viel Schmutz gelöst und ausgewaschen. Beim Entroster würde ich schon wegen der viel einfacheren Handhabung Fertan bevorzugen. Das Mittel vom „Tankdoc” löste zwar den Rost, ließ sich aber nicht richtig neutralisieren und versiegelte die Oberfläche auch nicht chemisch (wie Fertan) - vielleicht mein Fehler.

Das Epoxydharz–Harz reagierte wie beschrieben, ist jedoch recht zähflüssig. Trotz häufigem Wenden gab es da „Lacknasen”, auch, als die zweite Schicht mit etwas Verdünner aufgebracht war. Dennoch, das wirkt auf den ersten Blick gut, schon wegen der langen Vernetzungszeit.

Nachträge

Zumindest in den ersten Monaten gab es keine Probleme - der Tank war dicht. Mitte 2017 - also nur ein gutes Jahr später - erwies sich der Tank leider doch wieder als undicht, und zwar sowohl vorne als auch hinten bei den Befestigungen. Das war weniger schön, auch wenn das Problem nur bei relativ vollem Tank auftritt - dann jedoch deutlich. Anscheinend ist das Harz doch nicht elastisch genug. Meinen früheren Tank hatte ich mit ganz normalem Gießharz versiegelt, und das hatte gut geklappt.

 
 
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