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Victoria–Treffen 2015: der „Kackstuhl”, unsere #1

Ich wußte es bis zum Treffen 2015 auch noch nicht. Wisst ihr, was ein „Kackstuhl” ist?

Wie auch immer, wenn ein Gespann ankommt, das schon akustisch die wahre Freude ist und sich dann noch als echtes Kunstwerk erweist, ist die Aufmerksamkeit geweckt. Ich habe schon viel gesehen, aber eine Kiste, die so cool ist, sicher noch nicht. Das ist wahre Kunst!

Da musste ich doch gleich mein Bier nehmen und das Schmuckstück namens „Elspeth” begutachten. Long cut short, nach den ersten Fotos war das Bier schal, abgestanden und dringend ersatzbedürftig.

Wie kaum anders zu erwarten, erwies sich der Fahrer, Achim, als supernetter Typ. Wir kamen schnell in's Gespräch, und er erklärte mir, wie es zu dieser Bezeichnung kommt.

 

„Kackstuhl” und „Burgstuhl”

Kaum war das frische Bier gezapft, nordete Achim mich Newbie freundlich ein. Ein Kackstuhl ist ein technisch gutes Motorrad oder Gespann, bei dem es aber a) nicht auf das Äußere ankommt, b) möglichst wenig Geld angefasst werden soll und c) (das hat er so nicht betont!) anscheinend auch ein künstlerischer Langzeit–Anspruch im Spiel ist. So viele originelle Details und Notlösungen habe ich jedenfalls noch nie gesehen, und ich weiß genau, sowas wächst nicht von heute auf morgen oder geplant!

Spätestens bei dem Porzellan–Bierverschluss–Splint an der Mutter vom Seitenwagenrad kannte unsere Begeisterung keine Grenzen mehr.

Kurzum, da gibt es eine Vereinigung, die sich diesen Zielen verschrieben hat, und auch die veranstaltet Treffen. Dort wird die (je nach Ansicht) beste Kiste prämiert. 2014 fand das Treffen auf der Henneburg statt, also hieß der Preis für den ersten Platz auch konsequent „Burgstuhl” - und den hat Achim abgeräumt.

So ganz ohne ist das 1.000er–Gespann auf Moto Guzzi–Basis nicht. Komfortable 61 DINPS, eine robuste Schwingengabel mit 35 mm starken Rohren, das schwere Boot keine 7 cm über dem Boden - das hat 'was. Überhaupt wirkt die ganze Konstruktion zwar ungewohnt, aber sehr robust und leistungsorientiert.

In der Tat war Achim nonstop von Calw in Baden–Württemberg nach Miehlen gestochen. Dabei hatte er einen der Papierluftfilter verloren, was uns gleich noch zu einem besonderen Hörgenuss verhelfen sollte.

 

Nicht mehr Wohngebiets–tauglich

Ich dachte immer, unser Gespann sei laut. Es ist laut, es ist sogar sehr laut. Als Achim jedoch zu seinem Bruder Olli hinüberfuhr, um dort einen Ersatzluftfilter von der Fensterbank zu holen, wurde ich flugs in die Schranken gewiesen.

Wer vom Bürgerhaus in Miehlen an der Ausfahrt nach rechts abbiegt, landet schnell auf einer eher steilen Rampe mit einer scharfen Linkskurve und erreicht nach etwa einem Kilometer Hunzel. Die ersten paar hundert Meter von Achims Abfahrt verfolgten wir noch mit Augen und Ohren. Nachdem er die Kuppe erreicht hatte, dachten wir: „Das war's jetzt.” und wendeten uns wieder Richtung Getränkestand.

Nein, weit gefehlt! Das Moped war auch jenseits der Kuppe noch deutlich zu hören, aus gut einem Kilometer Entfernung.

Dieses Moped weckte Gelüste in mir. Nein nein, keine Missverständnisse! Mir drehte es sich nur darum, das Boot eventuell tiefer zu legen (das ist jetzt unten!) und vor allem, vorne für eine Schwingengabel zu sorgen.

Da das jedoch hier nicht ganz unser Thema ist, lasse ich's damit gut sein und will nur noch die Vielzahl der Sprüche und Aufkleber auf der Guzzi erwähnen - wir waren starr vor Bewunderung (und das gilt auch für die damals 14 Jahre alte Tochter). Die Mopeds aus „Mad Max” sind jedenfalls Dreck dagegen.

Wir haben auch 16 Sekunden Video von einem Wendevorgang auf YouTube hochgeladen - da könnt ihr die Kiste brabbeln hören.

 
 
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