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Bau einer Langschwingengabel für die Victoria KR26

Teil 4: Restarbeiten, Abnahme, Fahrbericht

Die restlichen Anpassungen, Ergänzungen und Korrekturen brauchten doch noch fast eine Woche. Dann war jedoch alles soweit, dass ich zum TÜV fahren konnte. Vorher zeigte ich Henrik noch unser gemein­sames „Baby”. Der war sehr angetan: „Na bitte - sieht doch aus, als sei's nie anders gewesen!”.

Hier gehen wir auf die noch ausstehenden Aufgaben ein, berichten von Abnahme und Zulassung, und am Ende folgen Fahreindrücke. Die Vorgeschichte könnt ihr auf den verlinkten Seiten nachlesen.

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Federbeine, Kotflügel, Tagfahrlichthalter

Zwei kürzere und weichere Federbeine von einem Kleinkraftrad waren schnell besorgt. Die haben 10 mm–Augen (statt vorher 12), also musste ich noch acht Reduzierhülsen anpassen. Geeignetes Rohr war zum Glück im Haus. Diese Beine sind immer noch etwas zu hart. Wenn sich da nichts weicheres von einem Mofa findet, müssen eventuell passende Federn gewickelt werden. Aber immerhin, die Beine sackten mit dem Gewicht des Motorrads schon um zwei Zentimeter ein, und damit stand nicht nur das gerade - der Winkel der Schwinge passte jetzt auch.

Dadurch verkürzte sich der Nachlauf noch einmal etwas, blieb jedoch noch im tolerablen Bereich. Kurz, das konnte erst einmal so bleiben.

Der Kotflügel wurde hinten mit einem Silentblock und einem malerischen Bügel aus 2 mm–Alu angebracht (natürlich mit Gummischeiben). Vorne passte der von Henrik liebevoll gebogene Bügel ganz genau - der Kotflügel wurde mit zwei Schellen aus Aluminium befestigt. Lediglich die kleine Schürze vorne am Schutzblech musste ein wenig gekürzt werden.

Mit dem Halter für das linke Tagfahrlicht tat ich mich schwer. Ich hatte mir zwar etwas passendes zurecht gesägt, das sah eingebaut jedoch scheußlich aus. Also wich ich zunächst auf ein Provisorium mit einem billigen Scheinwerferhalter aus. Da muss mittelfristig noch eine bessere und schönere Lösung her. Die Leuchte muss recht weit vorne liegen und genug Abstand zum Rad haben, damit die vorgeschriebenen Abstrahl­winkel eingehalten werden.

 

Abnahme und Zulassung

Für die Abnahme musste ich am Feldberg (Saalburg) vorbei nach Usingen. Na danke - an dem Tag regnete es in Strömen!

Bei der TÜV–Stelle dort gibt es kein Vordach, also fand die Begutachtung unter offenem Himmel statt. Ich hatte dem Prüfer ein Muster des Rohrs der Schwinge mitgebracht (sorgfältig entgratet, damit nicht auch sein Blut noch fließt (Symbol: grinsen) ). „Das, ”, spricht er, „hält garantiert!”. Dann schaut er - Schweißnähte, Nummern, gesamte Ausführung. „Super gemacht!”. Auf eine Probefahrt verzichtet er. „Wenn Sie sagen, dass das prima fährt, glaube ich Ihnen das sofort - bei Ihrer bekannten Sorgfalt.” - holla! Er macht noch ein paar Fotos und lobt die gut lesbaren Nummern.

Dann geht's in's Büro, wo er sich nochmal die originale ABE aufruft. Die lautete ursprünglich auf KR25 HML und wurde erst danach umfirmiert auf KR26, wohl wegen der besseren Unterscheidbarkeit und des Wettbewerbs (BMW!). Der ihm schon bekannte Gespannreifen hinten wird endlich eingetragen, das zulässige Gesamtgewicht von 365 auf 442 kg korrigiert, und dazu kommt die Gabel.

Mit dem Gutachten und dem entsprechenden Antrag auf Erteilung einer neuen Betriebserlaubnis ging's dann zwei Tage später zur Zulassungs­stelle. In Frankfurt übernimmt deren Technikabteilung die Aufgaben der Bündelungsbehörde, also war das nach 35 Minuten ohne Wartezeit und gegen 51,20 € erledigt.

Auf der vorher schon vorhandenen zweiten Seite meines Kraftfahrzeug­scheins ist jetzt auch nicht mehr so viel Platz … (Symbol: zwinkern)

 

Fahrbericht und Fazit

Mit der Telegabel stand das Motorrad vorne zu hoch (siehe das erste Bild auf der Seite zum Motor). Das lag einfach an der Kombination mit dem Starrheck der KR25. Mit der neuen Gabel ist auch das korrigiert. Das Motorrad liegt jetzt insgesamt gut 7 cm tiefer als eine originale KR26 N. Der Beiwagen wurde neu gerichtet und liegt speziell vorne jetzt auch nochmal tiefer. Das ist für ein Gespann natürlich prima (ein tiefer Schwerpunkt ist da immer gut!).

Und, wie fährt sich das so …? Ganz einfach: Großartig. Der Geradeauslauf ist trotz des kurzen Nachlaufs (vielleicht noch 20 mm) prima, ich kann bei 50 km/h die Hände von Lenker nehmen, das Gespann fährt stur geradeaus weiter, pendelt nicht und reißt nicht aus. Die Lenkkräfte sind minimal, besonders in Verbindung mit dem breiten Gespannlenker. Die Lenkung ist sehr direkt und außergewöhnlich reaktionsschnell.

Nach der Fahrt zur Zulassungsstelle waren die ersten 88 km auf jeder Art asphaltierter Straße erreicht, mit Buckeln, Schlaglöchern, ungünstigen Überhöhungen oder eben optimaler Fahrbahn. Ich denke, dass das für ein Urteil genügt. Der Sturz darf für meinen Geschmack noch etwas verkleinert werden (für Volker wäre er wahrscheinlich gerade richtig).

Fazit: So ein Projekt kann nur mit genug Kompetenz, Anerkennung durch die Behörden und genug Zeit umgesetzt werden, lohnt sich jedoch auf jeden Fall. Dass dafür richtig Geld angefasst werden muss, dürfte klar sein. Dabei bin ich alles in allem noch günstig weggekommen und werde wahrscheinlich unter 1.500 € bleiben.

 
 
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