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Bowdenzüge, Löt– und Schraubnippel

1896 wurde dem Iren Ernest Monnington Bowden das Patent für den nach ihm benannten Bowdenzug erteilt. Vorher wurden Bremsen, Kupplungen, Gas– und Luftschieber sowie Gangschaltungen über teils komplizierte Gestänge betätigt.

Bei moderneren Motorrädern und Fahrrädern kommt für die Bremsen oft eine hydraulische Lösung zum Einsatz. Beim Gaszug und anderen Aufgaben ist die flexible Hülle mit der Seele aus verdrillten Drähten jedoch noch unentbehrlich.

Fast jeder Fahrer eines Veteranenfahrzeugs hat es schon 'mal erlebt: Zum ungünstigst möglichen Zeitpunkt reißt ein Zug - bevorzugt der extrem kompliziert durch den Rahmen geführte Gaszug einer Vespa, mitten in der Nacht und fernab der „Zivilisation”. Wir geben hier ein paar allgemeine Tipps, die das verhindern und den Selbstbau erleichtern sollen.

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Original oder neu? Allgemeine Ratschläge

Die Antwort ist ganz einfach: neu. Modernere Bowdenzughüllen bestehen aus einer Spirale flachen Eisens und haben eine Teflonseele, die eine Schmierung der Innenzüge (der Seele) eigentlich entbehrlich macht. Eigentlich, weil etwas Fett einen anderen Vorteil bringt: Wasser kann nicht mehr so leicht zwischen Hülle und Seele eindringen. Modernere Seelen sind wiederum aus rostfreiem Edelstahl verdrillt und deutlich stabiler als die alten Originale.

Bei der Anfertigung und Verlegung der Züge gilt es einige Regeln zu beachten.

  • Die Enden der Hüllen sollten mindestens einen halben Zentimeter, besser mehr, in den Aufnahmen geführt werden.
  • Passende Abschlusskappen oder Aufnahmen sind Pflicht, um ein Aufscheuern des Zugs, seitliches Spiel und Eindringen von Wasser zu verhindern. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, die Hülle zusätzlich zu führen, um ein Abknicken an den Enden zu vermeiden.
  • Die Hüllen sollten in möglichst weiten Radien verlegt werden. Auch die Seelen sollten möglichst gerade verlaufen. Darum sind die Gasgriffe mit dem Schlitz, Schlitten und linearen Schneckenantrieb, wie bei Victoria–Motorrädern und anderen üblich, besser als Drehgriffe mit Wickel–Mechanismus.
  • Schraubnippel sollten eine möglich lange Pressfläche bieten und der Durchmesser der Querbohrung nur minimal größer sein als die Seele.
  • Die offenen Ende der Züge sind mit Endkappen (meist aus Alu) oder entsprechenden Aderendhülsen zu sichern, damit sie nicht auffasern.

Auf dem ersten Foto ist das selbst angefertigte Schraubnippel für die „schwimmende” Duplexbremse am Vorderrad der Victoria KR26 zu sehen. Eine Innensechskantschraube und eine Abflachung an der Rückseite des Nippels ermöglichen es, den Zug ohne die übliche Verdrehung zu klemmen und mit gutem Drehmoment - jedenfalls besser als bei Schlitzschrauben.

 

Die Züge für den Gas– und Luftschieber

Bei unseren Victoria–Motorrädern - und vielen anderen Veteranen - sind die Züge für den Gas– und den Luftschieber die kritischsten. Das liegt daran, dass beide mehr oder minder im Blindflug angefertigt werden müssen (und eher schwierig einzuhängen sind). Auch das Verlöten des zweiten Nippels in Zylinderform ist nicht ganz trivial, und Schraubnippel sind nicht drin. Wichtig: Diese Züge sollten nicht aus Edelstahl sein, weil das Auflöten der Nippel sonst nicht gut klappt.

Routinierte Langstreckenfahrer verlegen sich daher gern parallel zwei Ersatzzüge. Was jedoch immer dabei sein muss, sind Ersatzzüge, Ersatznippel, Lötwasser und Zinn, ansonsten wahlweise ein Lötkolben oder - auch das hat schon geklappt - ein Benzin– oder Gaskocher. In der allerhöchsten Not tut's auch ein gutes Feuerzeug. Ferner muss ein Stahlseitenschneider an Bord sein.

Wichtig! Die Nippel halten nicht alleine durch die Lötung. Edelstahl ist nicht weich lötbar und Stahl nicht gut. Daher braucht es eine Formlösung. Die sieht aus wie folgt: Die Zylindernippel (rund 3,4 mm Durchmesser, 2 mm–Bohrung) werden an einem Ende innen kegelig angefast - und das großzügig.

Der Zug wird nun eingefädelt und mit etwas Überstand abgeschnitten. Jetzt werden die Adern mit Absicht aufgespleißt und verbogen, und zwar so, dass das Nippel nur noch mit Kraft in die richtige Lage gedrückt werden kann. Wird das jetzt verlötet, sorgt das Lötzinn dafür, dass sich die Adern nicht mehr gerade richten können. Der Rest wird abgezwackt und gut ist das.

 
 
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